1. Die Zahl der Leiharbeiter*innen explodiert: Seit den 1980ern hat sie sich mehr als Verzwanzigfacht
Leiharbeit gibt es in Deutschland seit den 1970ern. Gesetzlich geregelt wurde sie erstmals 1972. Bis zu den Achtzigern unterlag sie allerdings strengen Regeln. Die Bestimmungen wurden erstmals 1985 gelockert. Damals gab es in Deutschland etwa 42.000 Leiharbeiter*innen. Im Jahr 2016 wurde erstmals die Millionengrenze erreicht. Tendenz: steigend! Regelrecht explodiert ist die Zahl der Arbeiter*innen, die unter Bedingungen arbeiten müssen, die man nur als Lohnsklaverei bezeichnen kann, seit den 2000er Jahren. Politisch verantwortlich hierfür sind die SPD und die Grünen! Gerhard Schröder (SPD) feierte anschließend den „besten Niedriglohnsektor Europas“. Was Leiharbeit für die Arbeiter*innen bedeutet könnt ihr an den folgenden Zahlen ablesen.
2. Leiharbeit ist Lohndumping: Leiharbeiter*innen bekommen lediglich 58% des „normalen“ Lohns
Während die Gewinnspannen des Kapitals in den vergangenen Jahren kräftig zulegten, konnten die Löhne nicht mithalten. Die Arbeiter*innenschaft ist zudem selbst gespalten: Zwischen Leiharbeiter*innen und Werkverträgler*innen auf der einen und Stammbelegschaften auf der anderen Seite. Diese Spaltung lässt sich auch an den nackte Zahlen ablesen: Eine Leiharbeiter*in bekommt kaum mehr als die Hälfte des Lohns einer „normalen“ Arbeiter*in. Leiharbeit trägt damit zur Spaltung der Arbeiter*innen bei und führt zu Lohndumping!
3. Hilfsjobs trotz Berufsausbildung: drei Viertel der Leiharbeiter*innen haben einen Berufsabschluss, trotzdem ist die Mehrheit von ihnen als Helfer*in angestellt
Der CDU Generalsekretär Tauber ätzte kürzlich auf Twitter gegen Minijobber*innen: „Wenn Sie was ordentliches gelernt haben, dann brauchen Sie keine drei Minijobs.“ In Bezug auf Leiharbeiter*innen zeigt die Statistik das genaue Gegenteil: Eine ganz überwiegende Mehrheit von 73 Prozent hat erfolgreich einen Berufsabschluss oder sogar ein akademisches Studium absolviert. Trotzdem werden 54 Prozent von ihnen als Helfer*innen eingesetzt. Immer wieder werden Fachkräfte entlassen, um anschließend als Leiharbeiter*innen mit niedrigerem Lohn wieder eingestellt zu werden. Damit werden Berufsabschlüsse faktisch entwertet!
4. Migrant*innen werden besonders oft als Lohnsklav*innen eingesetzt
Besonders oft von Leiharbeit betroffen sind migrantische Kolleg*innen. Während Nicht-Deutsche 10 Prozent der Arbeiter*innen ausmachen, liegt ihr Anteil in der Leiharbeit bei 26 Prozent. Sie sind damit überrepräsentiert. Die Spaltung zwischen Leiharbeiter*innen und Stammbelegschaften verknüpft sich mit der Spaltung zwischen deutschen und nicht-deutschen Arbeiter*innen.
5. Leiharbeit zerstört Lebensperspektiven durch Unsicherheit: 62 % der Leiharbeiter*innen werden weniger als 18 Monate im gleichen Betrieb eingesetzt
Die Politiker*innen von CDU, CSU, FDP, SPD und Grünen hat die Überlassungsdauer für Leiharbeiter*innen in den vergangenen Jahren immer wieder erhöht. Erst im Wahljahr 2017 wurde eine lückenhafte Beschränkung verabschiedet. Kaum eine Leiharbeiter*in erreicht jedoch überhaupt die 18 Monate. Die Mehrheit von ihnen wird bereits vorher wieder abgezogen und einer neuen Tätigkeit zugewiesen. für die Leiharbeiter*innen bedeutet das: die Planbarkeit des Lebens wird zerstört! Die Gründung einer Familie, der Kauf eines Hauses oder auch nur der Bezug einer Mietwohnung sind kaum möglich!
6. Männer sind häufiger von Leiharbeit betroffen als Frauen
Während Männer und Frauen auf dem Arbeitsmarkt insgesamt zu gleichen Teilen vertreten sind, machen die Männer 70 Prozent der Leiharbeiter*innen aus, Frauen lediglich 30 Prozent.
7. Leiharbeit macht krank: Leiharbeiter*innen sind durchschnittlich 6 Tage mehr krank als andere Arbeiter*innen
Leiharbeiter*innen stehen unter enormen Druck: Viele von ihnen schuften „wie blöde“ fürs Kapital, weil ihre Chefs ihnen eine Übernahme in Aussicht stellen, wenn sie nur richtig ranklotzen. Dieser Stress macht krank. Obwohl Leiharbeiter*innen sich häufiger als andere krank zur Arbeit schleppen, sind sie häufig mit ihren Kräften am Ende. Einer Studie der Techniker-Krankenkasse zufolge fehlten Arbeiter*innen im schnitt an 14,7 tagen im Jahr. Leiharbeiter*innen waren im Schnitt an 20,3 Tagen aus gesundheitlichen Gründen arbeitsunfähig.